Was ist der Day-Ahead-Markt?

Inhaltsverzeichnis

Der Day-Ahead-Markt ist ein zentrales Segment des Spotmarktes  und umfasst den Stromhandel für Lieferungen am Folgetag. Auf diesem Marktsegment kaufen und verkaufen Stromhändler, Versorgungsunternehmen und Industrieunternehmen ihre Energie für den nächsten Tag. Damit bildet der Day-Ahead-Markt den wichtigsten Referenzmarkt in Europa.  

Während auf dem Day-Ahead-Markt die Mengen und Preise einen Tag im Voraus festgelegt werden, ermöglicht der Intraday-Handel kurzfristige Anpassungen innerhalb des Liefertages. Beide Marktsegmente ergänzen sich und sichern gemeinsam eine stabile und flexible Stromversorgung.  

Während auf dem Day-Ahead-Markt die Mengen und Preise einen Tag im Voraus festgelegt werden, ermöglicht der Intraday-Handel kurzfristige Anpassungen innerhalb des Liefertages. Für Industrieunternehmen bedeutet das: Sie können beide Märkte nutzen, meist nicht direkt, sondern über Energiehändler oder dynamische Stromtarife, die den Zugang übernehmen. So verbinden Unternehmen die Planungssicherheit des Day-Ahead-Marktes mit der Flexibilität des Intraday-Handels

Wie wird Strom am Day-Ahead-Markt gehandelt?

Der Handel auf dem Day-Ahead-Markt erfolgt in standardisierten Auktionen. Marktteilnehmer geben Gebote für jede Stunde des Folgetages ab, sowohl auf der Erzeugungs- als auch auf der Nachfrageseite.

  • Anbieter: Kraftwerksbetreiber, Betreiber erneuerbarer Energien oder Stromimporteure bieten ihre Erzeugungskapazitäten an.
  • Nachfrager: Energieversorger und große bis mittelgroße Industriekunden melden ihren erwarteten Strombedarf.

Aus dem Zusammenspiel dieser Gebote ermittelt die Strombörse den Day-Ahead-Preis für jede Stunde des Folgetages. Dieser Preis gilt als zentrale Referenzgröße für die Energiewirtschaft.  

Der Day-Ahead-Markt wird in Europa vor allem über die Strombörse EPEX SPOT (European Power Exchange) abgewickelt, die als zentrale Handelsplattform für Deutschland, Frankreich, Österreich, die Schweiz und weitere Länder fungiert. Zusätzlich existiert die EXAA (Energy Exchange Austria) in Wien. Neben dem Börsenhandel sind in bestimmten Fällen auch außerbörsliche Geschäfte (OTC-Handel) möglich. Industrieunternehmen handeln meist nicht direkt an der Börse, sondern über Energiehändler, Direktvermarkter oder maßgeschneiderte Stromlieferverträge, die an die Spotmarktpreise gekoppelt sind.

Ablauf des Day-Ahead-Handels

  1. Gebotsabgabe: Marktteilnehmer geben bis zum frühen Nachmittag des Vortages ihre Kauf- und Verkaufsgebote an der Börse ab.
  2. Auktion: Alle Gebote werden in einer Auktion zusammengeführt. Aus dem Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve ergibt sich der Strompreis pro Stunde.
  3. Preisermittlung: Der Börsenpreis für den nächsten Tag wird veröffentlicht – der sogenannte Day-Ahead-Preis.
  4. Lieferung: Am folgenden Tag wird der gehandelte Strom physisch bereitgestellt.

Für Industrieunternehmen bedeutet das: Mit Hilfe von intelligentem Energiemanagement können sie ihren Verbrauch gezielt an den Day-Ahead-Preissignalen ausrichten. Wer in teuren Stunden Lasten reduziert oder verschiebt und in günstigen Stunden mehr verbraucht, senkt seine Energiekosten erheblich und hebt zusätzlich Flexibilitätspotentiale.

Vorteile des Day-Ahead-Markts

  • Planungssicherheit: Energiepreise und -mengen sind am Vortag fixiert und damit gut kalkulierbar.
  • Hohe Marktliquidität: Große Handelsvolumina sorgen für transparente und verlässliche Preise.
  • Kostenoptimierung: Unternehmen mit flexiblen Lasten können gezielt von günstigeren Stundenpreisen profitieren.
  • Integration erneuerbarer Energien: Prognosen für Wind- und Solarstrom fließen direkt in die Handelsauktionen ein.

Nachteile des Day-Ahead-Markts

  • Abhängigkeit von Prognosen: Abweichungen zwischen Prognose und Realität können zu Ausgleichskosten führen.
  • Geringere Flexibilität: Nach Auktionsschluss sind Anpassungen nur noch im Intraday-Handel möglich.
  • Preisvolatilität: Auch der Day-Ahead-Preis unterliegt starken Schwankungen, abhängig von Wetter, Brennstoffpreisen oder Nachfrage. Für Unternehmen ohne Flexibilität ist das ein Nachteil, da sie höhere Risiken tragen.
  • Komplexität: Der Day-Ahead-Markt erfordert Analysen und Know-how, lässt sich aber mit intelligenten Energiemanagementsystemen einfach handhaben.

Bedeutung des Day-Ahead-Handels für Unternehmen

Der Day-Ahead-Handel bildet die Basis der europäischen Strommärkte und ist für Energieversorger wie auch für Industrieunternehmen unverzichtbar. Er sorgt für transparente Preise, verlässliche Planungsgrundlagen und trägt gleichzeitig dazu bei, die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien in das Energiesystem zu integrieren.

Unternehmen, die ihre Energiekosten optimieren wollen, benötigen in der Regel spotmarktgebundene oder dynamische Tarife, die an den Day-Ahead-Preis gekoppelt sind. In Kombination mit dem Intraday-Handel und intelligentem Energiemanagement können Industrieunternehmen so Kosten senken, Flexibilitätspotentiale heben und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.

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