Was sind dynamische Netzentgelte?
Dynamische Netzentgelte sind variable Gebühren für den Stromtransport, die sich an die aktuellen Bedingungen im Stromnetz anpassen. Im Gegensatz zu festen Netzentgelten, die immer gleich bleiben, werden diese Entgelte in Echtzeit oder zu bestimmten Zeiten des Tages basierend auf Faktoren wie der Netzbelastung, der Stromnachfrage und dem Angebot an erneuerbarer Energie berechnet. Mit dynamischen Netzentgelten soll der Stromverbrauch gezielt gesteuert und effizienter gestaltet werden. Verbraucher profitieren dabei von niedrigeren Kosten, wenn sie ihren Verbrauch in netzentlastende Zeiten verschieben.
Seit wann gibt es dynamische Netzentgelte?
Seit April 2025 sollen dynamische Netzentgelte dazu beitragen, die Stromnachfrage besser zu steuern und das Stromnetz zu entlasten. Diese Netzentgelte werden je nach aktueller Netzbelastung und Stromnachfrage angepasst. Bisher waren die Netzentgelte überwiegend pauschal und zeitlich unbeeinflusst – sie wurden unabhängig davon erhoben, wann und wie stark Strom verbraucht wurde. Das führte dazu, dass Lastspitzen kaum abgefedert wurden und Netzüberlastungen insbesondere zu Spitzenzeiten häufiger auftraten. Mit der Einführung dynamischer Netzentgelte wird nun ein flexibleres Preissystem etabliert, das VerbraucherInnen aktiv zu einer netzdienlicheren Nutzung anregen soll.
Für wen gelten dynamische Netzentgelte?
Die neuen Regelungen gelten nicht pauschal für alle StromkundInnen. Aktuell richtet sich die Einführung insbesondere an:
- HaushaltskundInnen mit intelligentem Messsystem (Smart Meter)
- KundInnen mit steuerbaren Verbrauchseinrichtungen, z. B. Wärmepumpen, Wallboxen oder Batteriespeichern
- RLM-KundInnen im Niederspannungsbereich, deren Verbrauch viertelstundengenau erfasst wird
Noch nicht betroffen sind:
- Industriekunden mit Hoch- oder Mittelspannungsanschluss
- KundInnen ohne Smart Meter oder ohne entsprechende Tarife
Für Industriekunden ist eine spätere Einbindung vorgesehen. Laut aktuellem Stand plant die Bundesnetzagentur, bis 2028 ein stufenweises Rollout-Modell zu etablieren, das auch größere Anschlussnehmer berücksichtigt, abhängig vom technischen Ausbau (Smart-Meter-Rollout, Datenkommunikation) und regulatorischen Vorgaben. Ziel ist es, mittelfristig alle Netzebenen in ein System mit flexiblen Netzentgelten einzubinden.
Wie funktioniert die Berechnung von dynamischen Netzentgelten?
Die Berechnung dynamischer Netzentgelte basiert auf verschiedenen Faktoren, die in Echtzeit oder in regelmäßigen Abständen angepasst werden. Zu den wichtigsten Einflussgrößen gehören:
- Netzauslastung: Die Höhe des Netzentgelts hängt stark davon ab, wie stark das Netz zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgelastet ist. Ist die Nachfrage nach Strom hoch, wird auch das Netzentgelt tendenziell höher sein, da das Netz stärker beansprucht wird.
- Zeitpunkt des Stromverbrauchs: Die Netzentgelte können je nach Tageszeit variieren. In Zeiten geringer Netzauslastung, wie etwa nachts oder an Wochenenden, sind die Netzentgelte niedriger. Bei hoher Auslastung, zum Beispiel während des Spitzenverbrauchs am Abend, können die Kosten steigen.
- Angebot und Nachfrage im Stromnetz: Dynamische Netzentgelte berücksichtigen die Schwankungen im Stromangebot, insbesondere durch erneuerbare Energien wie Wind und Sonne. Wenn viel Strom aus erneuerbaren Quellen zur Verfügung steht, kann die Netzentgeltsberechnung günstiger ausfallen.
- Geografische Faktoren: In einigen Fällen können regionale Unterschiede eine Rolle spielen. Wenn beispielsweise in einer bestimmten Region der Stromtransport stärker belastet ist, kann das Netzentgelt für diese Region höher ausfallen.
Die genaue Berechnung erfolgt häufig über smarte Zähler unddigitale Plattformen, die in Echtzeit Daten über die Netzauslastung und den Stromverbrauch liefern. Diese Daten werden dann genutzt, um die entsprechenden Netzentgelte anzupassen.
Wie können Verbraucher von dynamischen Netzentgelten profitieren?
Sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen können von dynamischen Netzentgelten profitieren, indem sie ihren Stromverbrauch flexibelan Zeiten mit geringer Netzbelastung anpassen. In diesen Zeitfenstern – etwa nachts, vormittags oder bei hohem Angebot erneuerbarer Energien – sind die Netzentgelte günstiger. Wer energieintensive Prozesse, wie das Laden eines Elektroautos, den Betrieb von Maschinen oder das Aufladen von Batteriespeichern in diese Phasen verlegt, kann spürbare Kostenvorteile erzielen. Unternehmen mit intelligentem Energiemanagement oder digitalisierter Produktion haben zusätzlich die Möglichkeit, automatisiert auf Preissignale zu reagieren und ihren Energieeinsatz wirtschaftlich zu optimieren. Voraussetzung für diese Flexibilität ist meist ein intelligentes Messsystem und ein entsprechender Tarif mit zeitvariablen Netzentgelten.
Wie wirken sich dynamische Netzentgelte auf die Netzstabilität aus?
Dynamische Netzentgelte können erheblich zur Netzstabilität beitragen, indem sie die Stromnachfrage flexibel steuern und somit die Belastung des Stromnetzes zu Spitzenzeiten verringern. Hier sind die wichtigsten Auswirkungen:
- Vermeidung von Netzauslastung: Durch die Flexibilisierung des Verbrauchsverhaltens der Haushalte und Unternehmen kann die Netzauslastung in Zeiten hoher Nachfrage reduziert werden. Dies trägt dazu bei, Überlastungen und somit auch mögliche Stromausfälle zu vermeiden
- Optimierung des Energieeinsatzes: Bei dynamischen Netzentgelten wird der Verbrauch eher dann angeregt, wenn das Netz weniger belastet ist oder wenn ein hoher Anteil an erneuerbarer Energie verfügbar ist. Dies fördert eine effizientere Nutzung der verfügbaren Energieressourcen und erleichtert die Integration erneuerbarer Energien ins Netz.
- Unterstützung bei der Lastenverschiebung: Wenn Verbraucher ihren Stromverbrauch in Zeiten mit niedriger Nachfrage verschieben, wird das Netz gleichmäßiger belastet. Dies hilft, die Netzstabilität zu erhöhen und die Notwendigkeit für teure Netzaufrüstungen oder Notfallmaßnahmen zu reduzieren.
- Reduzierung von Spitzenlasten: Dynamische Netzentgelte bieten Anreize für Verbraucher, ihren Stromverbrauch in günstigere, weniger belastete Zeiten zu verlagern. Dies reduziert die Spitzenlasten im Netz und macht es leichter, die Stabilität zu wahren, insbesondere bei stark schwankender Einspeisung durch erneuerbare Energien.
Insgesamt fördern dynamische Netzentgelte eine nachhaltigere und stabilere Energienutzung, indem sie den Stromverbrauch intelligenter und bedarfsgerechter gestalten.