Was ist der Intraday-Markt?

Inhaltsverzeichnis

Der Intraday-Markt ist ein zentrales Segment des Spotmarktes und ermöglicht den kurzfristigen Kauf und Verkauf von Strom innerhalb eines Tages. Im Gegensatz zum Day-Ahead-Markt, bei dem Strom einen Tag im Voraus gehandelt wird, ermöglicht der Intraday-Markt Anpassungen bis kurz vor der tatsächlichen Lieferung. Dadurch können Energieversorger, Stromhändler und Industrieunternehmen flexibel auf kurzfristige Veränderungen von Angebot und Nachfrage reagieren.

Der Intraday-Handel, auch bekannt als Intraday Trading, ist ein wichtiges Instrument für die Integration erneuerbarer Energien ins Stromsystem, da er Schwankungen von Wind- und Solarenergie in nahezu Echtzeit ausgleichen kann.

Wie wird Strom auf dem Intraday-Markt gehandelt?

Auf dem Intraday-Markt wird Strom kontinuierlich gehandelt, in 15-Minuten-Intervallen, Stundenblöcken oder auch größeren Zeitfenstern. Marktteilnehmer können dadurch ihre Prognosen laufend anpassen und Abweichungen von geplantem und tatsächlichem Verbrauch oder Erzeugung ausgleichen.

  • Kauf: Industrieunternehmen können kurzfristig Strom zukaufen, wenn der eigene Verbrauch höher ausfällt als erwartet.
  • Verkauf: Überschüssig erzeugter Strom, z. B. aus Photovoltaik oder Windkraft, kann flexibel ins Netz eingespeist werden.   

Der Handel erfolgt über die Strombörsen, in Europa vor allem über die EPEX SPOT, die den zentralen Intraday-Markt für Deutschland und weitere Länder betreibt. Für Industrieunternehmen ohne eigenen Börsenzugang übernehmen häufig Direktvermarkter oder Energiehändler diesen Prozess.

Ablauf des Intraday-Handels

Der Intraday-Handel gliedert sich in mehrere Schritte:

  1. Prognose: Industrieunternehmen und Energieversorger erstellen Verbrauchs- und Erzeugungsprognosen.
  2. Anpassung: Bei Abweichungen (z. B. durch Wetteränderungen oder Produktionsschwankungen) wird die Differenz am Intraday-Markt ausgeglichen.
  3. Kontinuierlicher Handel: Strom kann bis zu 5 Minuten vor Lieferbeginn gehandelt werden.
  4. Lieferung: Der gehandelte Strom wird im gebuchten Zeitfenster geliefert und bilanziert.

Besonders relevant ist der Handel in 15-Minuten-Intervallen, da sich hier kurzfristige Flexibilität am besten darstellen lässt.

Vorteile des Intraday-Marktes

  • Hohe Flexibilität: Reaktion auf unerwartete Produktions- oder Verbrauchsänderungen in Echtzeit
  • Kostenoptimierung: Nutzung günstiger Preisphasen, Senkung der Stromkosten durch Lastmanagement
  • Erlöspotenziale: Verkauf von überschüssiger Eigenerzeugung am Spotmarkt
  • Netzstabilität: Durch aktiven Intraday-Handel tragen Unternehmen zur Systemstabilität bei

Nachteile des Intraday-Marktes

  • Komplexität: Erfordert Echtzeit-Monitoring, Prognosen und schnelle Entscheidungen
  • Preisvolatilität: Starke Schwankungen können Chancen, aber auch Risiken bergen
  • Technischer Aufwand: Notwendig sind automatisierte Energiemanagement- und Handelsplattformen
  • Fachwissen: Unternehmen brauchen entweder internes Know-how oder die Unterstützung durch spezialisierte Partner

Warum der Intraday-Handel immer wichtiger wird

Der Intraday-Handel ist ein zentrales Element moderner Strommärkte. Für Industrieunternehmen eröffnet er die Möglichkeit, Energiekosten durch flexible Laststeuerung aktiv zu senken und gleichzeitig die Integration erneuerbarer Energien zu unterstützen.

In Verbindung mit Day-Ahead-Handel und intelligentem Energiemanagement können Unternehmen ihre Beschaffungskosten optimieren, ihre Eigenproduktion vermarkten und sich langfristig wettbewerbsfähig aufstellen.

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