Kaum ein anderer Kostenfaktor prägt die deutsche Industrie so stark wie der Strompreis. Seit Jahren warnen Unternehmen vor im internationalen Vergleich hohen Energiekosten und der Gefahr sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem geplanten Industriestrompreis will die Bundesregierung ab 2026 Abhilfe schaffen. Doch ist die Subvention wirklich der richtige Weg? Ein genauer Blick zeigt: Das Konzept bleibt umstritten – und wirft grundlegende Fragen zur Zukunft der deutschen Energiepolitik auf.

Der Industriestrompreis ist ein staatlich subventionierter Stromtarif für besonders energieintensive Unternehmen. Ziel der Bundesregierung ist es, diese Betriebe kurzfristig zu entlasten und eine Abwanderung ins Ausland zu verhindern.
Der subventionierte Industriestrompreis soll ab dem 1.Januar 2026 greifen. Laut Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche befindet sich die Bundesregierung bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission bereits in den letzten Zügen.
Die EU-Kommission hatte im Juni generell grünes Licht für einen Industriestrompreis gegeben. Damals hieß es, erlaubt sei ein Nachlass von bis zu 50 Prozent auf den Großhandelsstrompreis, allerdings höchstens für die Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs einer Firma. Subventionen dürften dazu nur für maximal drei Jahre pro Unternehmen gewährt werden und müssten bis spätestens Ende 2030 auslaufen. Trotzdem gilt: Die genaue Ausgestaltung bleibt weiterhin offen.
Finanziert werden soll der Industriestrompreis über den Klima- und Transformationsfonds. Der Klima- undTransformationsfonds, auch KTF genannt, ist ein Sondervermögen der deutschen Bundesregierung, das zur Finanzierung der Energiewende und des Klimaschutzes dient und eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Wirtschaft fördern soll. Die erwarteten Kosten liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr – für etwa 2.000 Unternehmen.
Die staatliche Entlastung richtet sich explizit an stromintensive Industrien, darunter:
Diese Sektoren stehen unter hohem internationalen Wettbewerbsdruck und gelten als besonders energieabhängig.
Ein vergünstigter Industriestrompreis klingt zunächst logisch: Hohe Energiekosten führen zu sinkender Wettbewerbsfähigkeit – darum soll der Staat unterstützen.
Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Maßnahme hat erhebliche Schwächen. ExpertInnen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kritisieren:
Um dauerhaft wettbewerbsfähige Strompreise zu erreichen, braucht es mehr als befristete Subventionen. Entscheidend sind:
Erst wenn ausreichend grüner Strom produziert, zuverlässig verteilt und flexibel gespeichert werden kann, entsteht ein langfristig stabiler Energiemarkt – ganz ohnemilliardenschwere Zuschüsse.