Industriestrompreis: Sinnvolle Subvention oder falscher Anreiz?

Artikel
18/11/25
4 Min.

Kaum ein anderer Kostenfaktor prägt die deutsche Industrie so stark wie der Strompreis. Seit Jahren warnen Unternehmen vor im internationalen Vergleich hohen Energiekosten und der Gefahr sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Mit dem geplanten Industriestrompreis will die Bundesregierung ab 2026 Abhilfe schaffen. Doch ist die Subvention wirklich der richtige Weg? Ein genauer Blick zeigt: Das Konzept bleibt umstritten – und wirft grundlegende Fragen zur Zukunft der deutschen Energiepolitik auf.

https://pixabay.com/de/photos/bulgarien-vratsa-verlassen-1351947/

Was ist der Industriestrompreis?

Der Industriestrompreis ist ein staatlich subventionierter Stromtarif für besonders energieintensive Unternehmen. Ziel der Bundesregierung ist es, diese Betriebe kurzfristig zu entlasten und eine Abwanderung ins Ausland zu verhindern.

Ab wann gilt der Industriestrompreis?

Der subventionierte Industriestrompreis soll ab dem 1.Januar 2026 greifen. Laut Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche befindet sich die Bundesregierung bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission bereits in den letzten Zügen.

Die EU-Kommission hatte im Juni generell grünes Licht für einen Industriestrompreis gegeben. Damals hieß es, erlaubt sei ein Nachlass von bis zu 50 Prozent auf den Großhandelsstrompreis, allerdings höchstens für die Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs einer Firma. Subventionen dürften dazu nur für maximal drei Jahre pro Unternehmen gewährt werden und müssten bis spätestens Ende 2030 auslaufen. Trotzdem gilt: Die genaue Ausgestaltung bleibt weiterhin offen.

Finanziert werden soll der Industriestrompreis über den Klima- und Transformationsfonds. Der Klima- undTransformationsfonds, auch KTF genannt, ist ein Sondervermögen der deutschen Bundesregierung, das zur Finanzierung der Energiewende und des Klimaschutzes dient und eine klimaneutrale und wettbewerbsfähige Wirtschaft fördern soll. Die erwarteten Kosten liegen bei rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr – für etwa 2.000 Unternehmen.

Welche Unternehmen erhalten den Industriestrompreis?

Die staatliche Entlastung richtet sich explizit an stromintensive Industrien, darunter:

  • Chemie
  • Stahl
  • Papier
  • Aluminium
  • Glas
  • Baustoffe
  • Grundstoffindustrie

Diese Sektoren stehen unter hohem internationalen Wettbewerbsdruck und gelten als besonders energieabhängig.

Die Kritik am Industriestrompreis

Ein vergünstigter Industriestrompreis klingt zunächst logisch: Hohe Energiekosten führen zu sinkender Wettbewerbsfähigkeit – darum soll der Staat unterstützen.

Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Die Maßnahme hat erhebliche Schwächen. ExpertInnen vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) kritisieren:

  • Teure Subventionen ohne nachhaltige Wirkung: 1,5 Milliarden Euro jährlich, finanziert aus dem KTF – Gelder, die an anderer Stelle fehlen könnten, etwa beim Netzausbau oder der Energiewende.
  • Fehlanreize für Effizienz und Modernisierung: Günstiger Strom nimmt den Druck, in Effizienzoptimierung, neue Technologien oder erneuerbare Energien zu investieren.
  • Wettbewerbsverzerrungen: Nur wenige große Unternehmen profitieren, während kleine mittelständische Unternehmen und Stadtwerke leer ausgehen.
  • Zeitlich begrenzter Nutzen: Spätestens 2030 endet die Förderung. Danach stehen Unternehmen erneut vor denselben Herausforderungen.
  • Politische Unsicherheit: Solange die Details offen sind, können Firmen nur schwer strategisch planen.

Warum der Industriestrompreis allein nicht reicht

Um dauerhaft wettbewerbsfähige Strompreise zu erreichen, braucht es mehr als befristete Subventionen. Entscheidend sind:

  • Ein schneller Ausbau erneuerbarer Energien mit niedrigen Erzeugungskosten
  • Moderne und effiziente Stromnetze zur Reduzierung regionaler Preisschwankungen
  • Ausschöpfen von Flexibilitäten durch intelligentes Energiemanagement, um den Energieverbrauch auf Verfügbarkeit und Preisschwankungen abzustimmen
  • Leistungsfähige Speicherlösungen wie BESS für Versorgungssicherheit und Preisstabilität

Erst wenn ausreichend grüner Strom produziert, zuverlässig verteilt und flexibel gespeichert werden kann, entsteht ein langfristig stabiler Energiemarkt – ganz ohnemilliardenschwere Zuschüsse.

Lesen Sie weiter

Artikel
24/7/25

Strombeschaffung und Energiesteuerung in Echtzeit

FlexPower und encentive ermöglichen Unternehmen erstmals ihren Stromverbrauch automatisiert auf den Intraday-Strommarkt ...

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
24/7/25

Strombeschaffung und Energiesteuerung in Echtzeit

FlexPower und encentive ermöglichen Unternehmen erstmals ihren Stromverbrauch automatisiert auf den Intraday-Strommarkt ...

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
24/7/25

Strombeschaffung und Energiesteuerung in Echtzeit

FlexPower und encentive ermöglichen Unternehmen erstmals ihren Stromverbrauch automatisiert auf den Intraday-Strommarkt ...

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
24/7/25

Strombeschaffung und Energiesteuerung in Echtzeit

FlexPower und encentive ermöglichen Unternehmen erstmals ihren Stromverbrauch automatisiert auf den Intraday-Strommarkt ...

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
9/7/24

Auswirkungen des technischen Fehlers am Spotmarkt

Vorletzten Mittwoch kam es aufgrund eines technischen Fehlers zu horrenden Strompreisen an der Strombörse. Für einige Industrieunternehmen wurde das teuer – unsere Kunden waren durch intelligentes Energiemanagement abgesichert.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
11/9/24

BAFA Modul 3 Förderung: Alles, was Sie wissen müssen

Das BAFA Modul 3 bietet Unternehmen die attraktive Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für energieeffiziente Maßnahmen zu erhalten. In diesem Artikel beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um die BAFA Förderung, damit Sie die Fördermöglichkeiten optimal nutzen können.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
22/10/25

Wie der gebremste Ausbau der Erneuerbaren Energien den Strompreis nach oben treibt

Bei einem gebremsten Ausbau der erneuerbaren Energien würde der Strompreis in Deutschland bis 2045 um bis zu 25 % steigen. Eine Szenarioanalyse zeigt, wie das die Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität schwächt.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
24/4/24

Stromnetz in Oranienburg überlastet: Ein Lösungsvorschlag

Letzte Woche berichteten verschiedene Medien über den Stromengpass in Oranienburg, die Ursachen sowie die Reaktion der Energieversorger. Da solche Fälle in Zukunft öfter auftreten könnten, setzen wir uns im folgenden Artikel mit möglichen Lösungen auseinander.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
7/8/25

Stromkosten optimieren: Wie Unternehmen durch neuen Tarifmodelle Kosten senken

Durch steigende Energiepreise und zunehmende Marktvolatilität wird das Optimieren der Stromkosten für viele Unternehmen zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Erfahren Sie, wie flexible Tarife, dynamische Netzentgelte und gezieltes Lastmanagement helfen, Energiekosten nachhaltig zu senken.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
18/6/24

Warum unsere Kunden auf Energiemanagement im Unternehmen setzen

Die Gründe, warum Energiemanagement im Unternehmen eingesetzt wird, sind vielfältig. Basierend auf den Erfahrungen und Rückmeldungen unserer Kunden haben wir die drei größten Herausforderungen zusammengefasst.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
24/7/25

Rekordwert: 280 Stunden negative Strompreise

Steigende Preisschwankungen sind Realität und werden zunehmen. Für Industrieunternehmen eröffnen sie Chancen: Wer flexibel reagiert, senkt Kosten und schafft Wettbewerbsvorteile.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
9/10/24

Energiesparen im Unternehmen leicht gemacht

Energiesparen wird für Unternehmen immer wichtiger – nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. In diesem Blogartikel zeigen wir Ihnen, warum es sich lohnt, den Energieverbrauch zu reduzieren, welche Maßnahmen Sie ergreifen können und wie ein Energiemanagementsystem dabei hilft.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
19/6/25

So erkennen Sie eine gute Batterie-Simulation

Immer mehr Unternehmen planen, in Batteriespeicher zu investieren. Ob zur Lastspitzenkappung, Eigenverbrauchsoptimierung oder als Teil eines Multi-Use-Ansatzes: Die Erwartungen sind hoch. Doch zu oft wird der Speicher gekauft, bevor klar ist, was er im konkreten Einsatz wirklich leisten kann. Eine fundierte Batterie-Simulation kann genau das verhindern.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
25/3/25

Energie speichern ohne Batterie: Smarte Alternativen für die Industrie

In einem sich wandelnden Energiesystem wird die Fähigkeit, Energie zu speichern und zu steuern, immer mehr zum Wettbewerbsvorteil – gerade für Industrieunternehmen. Doch nicht immer braucht es dafür klassische Batteriespeicher. Unternehmen können Energie speichern ohne Batterie – durch intelligente Nutzung vorhandener Anlagen und Prozesse.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
17/4/25

Koalitionsvertrag 2025: Was jetzt auf die Industrie zukommt

Der Koalitionsvertrag 2025 bringt neuen Schwung in die Energiepolitik. Die neue Bundesregierung (CDU, CSU, SPD) setzt auf Klimaneutralität bis 2045 – mit konkreten Zielen für mehr erneuerbare Energien, Digitalisierung und vor allem mehr Flexibilität im Energiesystem. Für Industrieunternehmen bedeutet das: Energieoptimierung wird zum strategischen Erfolgsfaktor.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
13/11/24

Die wichtigsten Fakten zur Energieeffizienz für Unternehmen

Die Bedeutung der Energieeffizienz für Unternehmen wächst stetig. Sowohl ökologische Verantwortung als auch Kosteneinsparungen haben einen entscheidenden Einfluss auf ihre Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die wichtigsten Fakten zur Energieeffizienz und zeigen, wie Unternehmen diese steigern können.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
14/8/24

Die neuen flexiblen Netzentgelte für Industriekunden

Die Bundesnetzagentur plant flexible Netzentgelte für Industriekunden einzuführen. Durch die Energiewende verändern sich aktuell die Rahmenbedingungen des Energiesystems. Die neuen Netzentgeltregelungen, die im kürzlich veröffentlichtem Eckpunktpapier zum § 19 Abs. 2 StromNEV festgehalten wurden, sollen dem Rechnung tragen.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
22/1/25

Die Strompreisentwicklung an der Börse bis 2030

Wie wird sich die Strompreisentwicklung an der Börse in Zukunft gestalten? Eine aktuelle Studie zeigt, wie erneuerbare Energien, steigende Gas- und CO₂-Preise sowie der Atomausstieg den Markt prägen. In diesem Artikel lesen Sie, welche Herausforderungen und Chancen sich der Industrie dadurch bieten.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
27/2/25

Darum lohnt sich die Flexibilisierung des Stromverbrauchs Ihres Unternehmens

Die Flexibilisierung des Stromverbrauchs gewinnt in der Industrie zunehmend an Bedeutung. Unternehmen stehen vor der Herausforderung steigender Strompreise, schwankender Energieerzeugung und Netzauslastung. Ein flexibler Stromverbrauch kann dabei helfen, Kosten zu senken und nachhaltiger zu wirtschaften. Doch was bedeutet das konkret?

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Artikel
22/5/24

Die Gewinner und Verlierer negativer Strompreise

Im Zusammenhang mit dem gerade verabschiedeten Solarpaket rücken negative Strompreise aktuell wieder stärken in den Fokus. Wir klären, wie sie entstehen, welche Probleme damit verbunden sind und wie Unternehmen von negativen Strompreisen profitieren.

Weiterlesen
nach rechts zeigender Pfeil in schwarz
Newsletter

Updates zu Energie:
Jetzt Newsletter abonnieren.

Erhalten Sie einmal im Monat Neuigkeiten zum Energiemarkt, unseren Events sowie wertvolle Tipps zum Energiemanagement.

Wir verwenden Mailerlite als unsere Newsletter-Plattform. Indem Sie das Formular absenden, erklären Sie sich einverstanden, dass die von Ihnen angegebenen persönlichen Informationen an Mailerlite zur Bearbeitung übertragen werden gemäß den Datenschutzrichtlinien von Mailerlite. Sie können den Newsletter jederzeit über den Link im Newsletter abbestellen.
Vielen Dank!
Bitte bestätigen Sie Ihre E-Mail über den Button in der Bestätigungsmail.
Huch, etwas ist schief gelaufen! Bitte versuchen Sie es nochmal.